Am 5. Oktober ist Welttag der Lehrer (World Teacher’s Day). Und weil Lehrer*innen im Allgemeinen so gern nachgesagt wird, dass sie immerzu jeden und alles korrigieren müssen, nehme ich den Tag zum Anlass für eine kurze Fehlerbetrachtung bei Texten aller Art im Internet. Ich will nicht ausschließen, dass im Offline-Bereich, also bei physischen Produkten in Form von Büchern, Broschüren usw. nicht auch Fehler zu finden sind. Im Internet allerdings kann man ob der Fehlerdichte an manchen Tagen regelrecht blind werden. Und mitunter drängt sich die Frage auf: ist das nun Unwissen, Nachlässigkeit oder vielleicht sogar Absicht, um mit experimentellem Stil und alternativer Grammatik auf sich aufmerksam zu machen?

Die Klassiker

Seit oder seid? Das oder dass? Komma, Apostroph, der Buchstabe ß, Dativ oder Akkusativ… Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, dass man heutzutage von der Pizzabestellung bis zur Reisebuchung und Steuererklärung alles online erledigt und es dann nicht schafft, im Zweifelsfall einfach mal den Online-Duden zu konsultieren. Den Duden, wohlgemerkt, denn dem Korrekturprogramm von Google Docs zum Beispiel hat man immer noch nicht beibringen können, warum einmal „nach dem“ und ein andermal „nachdem“ richtig ist. Kleine Erinnerung: bei „nach dem“ handelt es sich um die Präposition und den Artikel (m/n) im Dativ und bei „nachdem“ handelt es sich um die Konjunktion zum Einleiten eines untergeordneten Nebensatzes.

Lösungsansatz: Alle verbindlichen Regeln und viele nützliche Hinweise zu Orthographie, Grammatik und Zeichensetzung der deutschen Sprache findet man im Duden.

Die Zeitgemäßen

Viele der Fehler in Texten aller Art entstehen vermutlich, weil sie mit Hilfe von Programmen erstellt, bzw. übersetzt und am Ende nicht ausreichend überprüft und nachbearbeitet werden. Zwei Beispiele dafür aus der Online-Ausgabe einer überregionalen Tageszeitung: „Umso wütender Hulk wird, desto stärker wird Hulk“, sagte Johnson.“ und „Am Hohen Meißner starben drei Arbeiter bei Wartungsarbeiten tödlich.“ (Screenshots vorhanden). Hier wurden „Textbausteine“ einfach falsch miteinander kombiniert. Schwer vorstellbar, dass solche Schnitzer von einem Menschen stammen. Um nicht falsch verstanden zu werden, ich bin nicht gegen den Einsatz von Übersetzungs-, Texterstellungs-, Textverarbeitungs- und Korrekturprogrammen. Ganz im Gegenteil, diese Programme machen uns das Leben in vielerlei Hinsicht leichter und bequemer. Aber sie können noch lange nicht die Arbeit und das Können eines Menschen ersetzen.

Lösungsansatz: Jeder Text, egal wie er erstellt wurde, sollte vor der Veröffentlichung idealerweise mehrmals, in zeitlichen Abständen und von mehreren Personen Korrektur gelesen werden.

Die Unterhaltsamen

Das folgende Beispiel, das ich auf der Webseite eines Fünf-Sterne-Hotels entdeckt habe, lässt bestimmt alle Herzen höher schlagen: „XXX bietet romantische Abendessen in der exklusiven Bucht des Hotels, direkt am Pool oder in unserer exklusiven Ecke des Gartens, wo man sich zum köstlichen Geschmack des Menüs der Liebe hingeben kann.“ Ja, Sie haben richtig gelesen! Genau so steht es da wirklich. Sicher lieb gemeint, aber wohl unschwer zu erkennen, dass hier kein Profi am Werk war.

Lösungsansatz: Auch mehrsprachige Mitarbeiter in einem Unternehmen haben normalerweise fest umrissene Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten und damit genug zu tun. Für Übersetzungen oder gar Transkreationen nehmen Sie bitte im eigenen Interesse eine Fachfrau oder einen Fachmann unter Vertrag!

Vergessen wir nicht, es sind Wörter, mit denen wir arbeiten. Wörter sollen berühren, verführen, überzeugen und etwas bewirken. Hinter jedem Text steht eine Botschaft, die vermittelt werden will. Es ist fast unmöglich, bei jemandem Begehren oder gar Kauflust zu wecken, der sich vor Lachen über den Text auf dem Boden kringelt oder sich ärgert, weil er nichts versteht. Marketing ohne gute Texte funktioniert nicht. Und vielleicht ist ja sogar das Prädikat „Fehlerfrei“ ein Alleinstellungsmerkmal der neuen Art für Texte im Internet. Falsch kann schließlich jeder…

Text und Foto: Ina Kropeit

(PS: Allen Lehrenden zu ihrem Ehrentag meinen Glückwunsch und meine Anerkennung!)