Unternehmen können aus den unterschiedlichsten Gründen in Schwierigkeiten geraten. Wie aber lässt sich verlorenes Vertrauen wieder aufbauen, das für eine Sanierung unerlässlich ist? Eine bewährte Möglichkeit bietet ein Sanierungskonzept, das ein unabhängiger Berater erstellt. Um Kosten zu sparen, lässt sich ein solches Konzept auch in einer schlanken Version ausarbeiten. Wie das funktioniert und was dafür erforderlich ist, erläutert Florian Schercher, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Plenovia.
Um die Wahrscheinlichkeit der Sanierung eines Unternehmens zu bewerten, hat sich die Erstellung von Sanierungsgutachten mit der Einhaltung gewisser Mindeststandards bewährt, bei der eine Prognose über die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens unverzichtbar ist. Die Schaffung von Transparenz und damit das Zurückgewinnen von Vertrauen aller Stakeholder steht dabei zu Beginn einer jeden Sanierung. Wann ist jedoch die Sanierungswahrscheinlichkeit hinreichend dargelegt, um in der Praxis alle Stakeholder zu überzeugen?
Wettbewerbsfähigkeit als Schlüssel für die erfolgreiche Sanierung eines Unternehmens
Am Anfang eines tragfähigen Sanierungsplans für ein Unternehmen steht die Aufarbeitung der Krisenursachen. Also die Beantwortung der Frage, warum das Unternehmen überhaupt in Schieflage geraten ist. Nur mit der Beseitigung der Ursachen ist die nachhaltige Stärkung und Rückgewinnung der Wettbewerbs- und Renditefähigkeit eines Unternehmens situationsgerecht zu leisten. Ebenso werden zu Beginn mit der Identifizierung der Krisenursachen die Analyseschwerpunkte für die notwendige Maßnahmendefinition festgelegt.
Im Mittelpunkt der Beurteilung des Unternehmens steht bei der Sanierung seine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Es muss in der Lage sein, nachhaltig eine branchenübliche Rendite zu erwirtschaften. Die Sicherstellung dieser Wettbewerbsfähigkeit beruht dabei auf der zukunftsfähigen Ausrichtung des Geschäftsmodells und der Optimierung des operativen Geschäfts, also der Leistungserbringung. Gefordert ist hier die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette. Wettbewerbsfähig ist nur, wer die renditestarken Produkte der Unternehmung forciert und unprofitable Leistungen eliminiert.
Transparenz schaffen bei der Sanierung
Die hierfür notwendige Transparenz idealerweise in Form von Sparten- beziehungsweise Deckungsbeitragsrechnungen ist zu schaffen bzw. zu plausibilisieren. Ansonsten droht das Risiko von Fehlentscheidungen durch das Management. Für die Entscheidungsfindung zur zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens bei der Sanierung ist es darüber hinaus zwingend erforderlich, den relevanten Markt abzugrenzen und zu betrachten.
Die Anforderungen der Kunden müssen ebenso bekannt sein wie die Wettbewerbsstruktur des zu bearbeitenden Segments. Um einer Marktverdrängung vorzubeugen, ist die Konzentration auf wesentliche strategische Erfolgsfaktoren wichtig. Es gilt, den richtigen Produkt- und Kundenmix zu definieren. Zentrale Fragen im Findungsprozess können beispielsweise das Qualitätsniveau, der geleistete Serviceumfang und die Innovationskraft der vermarkteten Produkte und Leistungen sein. Entscheidender Faktor ist jedoch oftmals der Preis, und dieser muss eine adäquate Marge enthalten.
Drei Kernfragen sind demzufolge beim Sanierungsplan für ein Unternehmen durch den Konzeptersteller zu beantworten:
- Hat das Unternehmen ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell und eine erfolgsversprechende Strategie?
- Welche Maßnahmen sind notwendig, um die Krisenursachen zu beheben?
- Reichen diese Maßnahmen aus, um das Unternehmen nach der Sanierung wieder nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen?
Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens
Die plenovia wendet daher bei der Sanierung von Unternehmen regelmäßig drei ineinandergreifende Lösungsbausteine an. Mittels eines eintägigen Strategie-Workshops wird ein Verständnis über das aktuelle Kunden- und Produktportfolio, über den Markt, Wettbewerb und die exogenen Einflussgrößen gewonnen. Hierzu werden sowohl harte Fakten in Form von Branchenstatistiken und Unternehmenskennzahlen als auch weiche Faktoren wie beispielsweise aktuelle Branchenentwicklungen und Trends herangezogen. Ursachen für eine mögliche Stakeholder- oder Strategiekrise und Produkt- beziehungsweise Absatzkrise werden identifiziert sowie erste Maßnahmen zur Beseitigung dieser Ursachen werden abgeleitet. Die wesentlichen strategischen Erfolgsfaktoren werden definiert und einer Strategievalidierung unterzogen.
Der Workshop wird in enger Abstimmung mit den Unternehmensvertretern maßgeschneidert auf die Unternehmenssituation vorbereitet, folgt hierbei jedoch stets einheitlichen Strukturen und Prüfpunkten.
Ertrag des Unternehmens steigern
Eine 360°-Sicht auf das Unternehmen erhält man durch unseren eintägigen Ertragssteigerungsworkshop. Ziel dieses Workshops ist es, ein Verständnis für die Wertschöpfungskette des Unternehmens zu erhalten, die operativen Krisenursachen und wesentliche Ertragssteigerungspotenziale zu identifizieren sowie ein Meinungsbild über Organisation und Management zu erlangen.
Die in den beiden Workshops erarbeiteten Erkenntnisse werden mit der bestehenden integrierten Finanzplanung des Unternehmens abgeglichen bzw. einer Planplausibilisierung unterzogen. Dabei erfolgt die Plausibilisierung Top-Down auf Basis der Erkenntnisse aus der Strategievalidierung. Bottom-Up werden die Optimierungsmaßnahmen aus dem Ertragssteigerungsworkshop bewertet und in die Planung integriert. Die Überprüfung der Prämissen der Basisplanung des Unternehmens, insbesondere der Hauptkostenarten und Absatzplanung, runden den dritten Lösungsbaustein mit einer entsprechend der Ausrichtung des Unternehmens aufgestellten integrierten Finanzplanung für die folgenden Geschäftsjahre ab.
Qualifikation des Managements
Es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es! Getreu dieser Volksweisheit ist auch jeder Sanierungsplan von Unternehmen nur so gut wie die Menschen, die ihn umsetzen und verantworten. In erster Linie ist hiermit also das Management gemeint. Gemäß IDW S6 ist die positive Beantwortung dieser Masterfrage Voraussetzung für die Sanierungsfähigkeit. Durch den Einsatz der vorab beschriebenen Workshop-Formate und die damit verbundene intensive Kommunikation und Interaktion mit den Unternehmensverantwortlichen erlangen wir die notwendigen Einblicke, um auch hierzu eine begründbare Beurteilung vorzunehmen.
Mit einer validen und zukunftsorientierten Strategie, nachvollziehbaren Maßnahmen zur Behebung der Krisenursachen und einer plausiblen Finanzplanung ist die Wettbewerbsfähigkeit ablesbar. Eine Kurzbeurteilung des Managements kann diese Aussage bei Bedarf abrunden. Die Mitarbeiter, die an der Sanierung des Unternehmens beteiligt sind, können somit auch ohne ein vollumfängliches IDW S6 Gutachten Transparenz und somit credere erlangen.
Der Autor: Schercher Florian
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