Das Narrative in der Kommunikation zieht uns dermaßen magisch an, dass aus „Storytelling“ einer der Buzzword-Aufreger des vergangenen Jahrzehnts geworden ist. Storytelling-Expertin und Kommunikations-Trainerin Katja Schleicher hat einige wichtige Aspekte narrativer Kommunikation zusammengestellt.

Zu Beginn: Der eigentliche Teil des „Telling“ im Storytelling – das Ver-worten der Geschichte ist nur die Zielgerade des narrativen Abenteuers. Wer keine Story hat, kann auch keine erzählen. Die eigentliche Arbeit an der Geschichte beginnt viel früher und mit dem Blick nach innen.
Der Einsatz von narrativen (erzählenden) Elementen ist kein Aufhübschen von Präsentation-Einstiegen oder Flyern. Sondern ein cross-mediales kommunikations-Tool, das für Mail, Folder, Pitch, Interview oder Präsentation genutzt werden kann. Um Menschen hinter einer Idee zu vereinen. Wenn Sie beim Entwickeln der Geschichte die folgenden Fragen im Auge behalten, wird es leichter, narrativ auf Kurs zu bleiben.

Worum geht es eigentlich?

Die Antwort auf diese Frage ist ausnahmslos ein Gefühl. Wenn nicht, fangen Sie nochmal an. (z.B. „In dieser Geschichte geht es um verlorenes Vertrauen und wiedergewonnene Hoffnung“. „Das ist eine Geschichte über den Wert der Freundschaft“…)
Die Antwort sollte eine Art emotionaler Leit-Stern sein, wenn Sie die Story entwickeln: checken, ob Sie noch „on track“ sind oder sich auf Nebenschauplätzen aufhalten.

Was passiert?

Werfen Sie Schlaglichter auf die Aspekte der Geschichte, die „AHA“ oder „WOW“ beim Publikum auslösen sollen. Dort dürfen Sie gern in alle sinnes- und farbefrohen Details gehen.

Was soll das Publikum fühlen?

Mit welchen Gefühlen wollen Sie beim Publikum in Resonanz gehen? Verbringen Sie Zeit mit diesem Gefühl – es sollte glaubwürdig für alle Teilnehmenden sein – und bis zum (Happy) End tragen.

Was soll das Publikum denken?

Mit welchen Themen, Sachverhalten und Details bauen Sie an der Relevanz Ihrer Story? Wer nur emotional Kontakt aufbaut, wird schnell als Schwätzer gesehen. Wie lassen sich die einzelnen Elemente so verbinden, dass die ganze Geschichte mehr als die Summe der Einzelteile wird?

Was soll das Publikum tun?

Eine Geschichte, die nur zum Selbst-Zweck erzählt, findet in Business-Kontexten wenig Freunde: zielgerichtet erzählen, die Botschaft unterstützen, das sollten Sie als Erzähler immer im Auge haben. Stellen Sie sich ihr Publikum in Action vor, nachdem es die Geschichte gehört hat.

Wer spielt? Gegen wen?

Eine Geschichte braucht einen Helden. Sie selbst, einen gefährlichen Sturm oder eine kleine Katze. Die Haupt-Figuren sind, genau wie ein starker Gegenspieler, die Identifikations-Figuren für das Publikums und helfen, dabei zu bleiben: Was wäre Bond ohne seinen Bösewicht oder Batman ohne den Joker?

Welcher Konflikt wird ausgetragen?

Ohne Konflikt keine Story. Nur dadurch entfaltet sich der Sog, der dafür sorgt, dass man Ihnen bis zum Ende an den Lippen hängt. Machen Sie diesen Konflikt deutlich sichtbar und spürbar. (Gut gegen Böse, Arm gegen Reich, gegen die Zeit, etc…). Dann kommt das Publikum gern in Ihre Lösungs-Richtung.

Was wäre, wenn…? Wie geht es nach dem Ende weiter?

Stellen Sie sich vor, ihre Story hat eine Fortsetzung. Wie geht es dann weiter? Worauf wollen Sie neugierig machen? Wie beeinflusst das die Geschichte rückwirkend?

Welchen Titel bekommt das Stück/ das Buch/ der Film? Welchen Sub-Titel/?

Der ultimative Test für Ihre Story: Probieren Sie, welche Wirkung der Titel auf verschiedene Menschen hat: Treffen Sie auf ahnungslose Gesichter, dann lieber noch eine neue Runde drehen…

Katja Schleicher